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Provenienzforschung

Der Herkunft der Objekte auf der Spur

Provenienzforschung befasst sich mit der Geschichte von Artefakten, deren Eigentümern und Besitzern. Der gesamte Weg von Atelier oder Werkstatt bis zum heutigen Platz im Museum wird dabei in den Blick genommen.

Es gilt den Bestand der Museen und Sammlungen nach Objekten zu durchsuchen, die ihren ursprünglichen Eigentümern auf der Grundlage von Unrechtstatbeständen entzogen wurden. Dies trifft sowohl für die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft als auch auf die Zeit der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR zu; so z. B. die sogenannten Schlossbergungen in Folge der Enteignung und Vertreibung von Grundbesitzern in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wie auch für Objekte, die in anderen rechtswidrigen Kontexten in der SBZ/DDR enteignet wurden.

Diese Fälle aufzuklären ist eine Aufgabe der Provenienzforschung, die auch dazu beiträgt, „gerechte und faire Lösungen“ im Sinne der „Washingtoner Prinzipien“ für die in der NS-Zeit-verfolgungsbedingt entzogene Objekte vorzubereiten. Sie liefert darüber hinaus die Basis, um auch für alle anderen Fallkonstellationen Lösungen im Sinne der jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen anzustreben. Dazu gehören die Klärung der Eigentumsverhältnisse und die Herstellung von Rechtssicherheit ebenso wie die transparente Darstellung und Dokumentation der gewonnenen Erkenntnisse.

Auch die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit und ihrer Zeugnisse ist in den Blickpunkt der Gesellschaft und damit auch der Museen gerückt. Erfahrungen und Methoden der Provenienzforschung können hier eingebracht und um neue Ansätze wie die Einbeziehung der Herkunftsgesellschaften erweitert werden.

Spurensuche in den sächsischen Museen

Ausgehend von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und vielen kunstsammelnden Museen in Sachsen wurde in den letzten 20 Jahren auf dem Gebiet der Provenienzforschung in den Museen viel erreicht. Die Herkunft vieler Objekte konnte geklärt und eine Einigung mit den rechtmäßigen Eigentümern erzielt werden. Oft gelang es, die Objekte weiterhin in den Museen zu behalten, entweder in Form eines Ankaufs oder einer Schenkung.

Provenienzforschung ist jedoch nicht nur ein Thema für Kunstmuseen und -sammlungen. Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen, dass sich gerade in Museen mit kulturhistorischem oder stadtgeschichtlichem Sammlungsschwerpunkt Bestände mit Verdacht auf einen unrechtmäßigen Entzug aus dem Besitz ihrer ursprünglichen Eigentümer befinden. Die Vergangenheit dieser Objekte ist oft kaum dokumentiert, kann aber von erfahrenden Provenienzforscher*innen aufgespürt werden.

Die Diskussion um den Umgang mit den Objekten aus kolonialen Kontexten erweitert das Spektrum der Provenienzforschung und verändert den Blick der Öffentlichkeit auf museale Sammlungen. Die oft komplexen Problemlagen stellen die Museen vor große Herausforderungen. Als wichtige Akteure des gesellschaftlichen Lebens, denen großes Vertrauen entgegengebracht wird, müssen Museen sich diesen Aufgaben stellen und erhalten dabei umfangreiche Unterstützung.

Unterstützung und Förderung

Sicher befinden sich auch in Ihren Sammlungen Objekte, deren Herkunft Sie nicht genau kennen. Vielleicht gab es zwischen 1933 und 1945 besonders viele Zugänge oder Schenkungen? Wissen Sie vielleicht gar nicht, was in diesen Jahren angekauft wurde, oder sind Inventare verloren gegangen?

Haben Sie Ihre Erwerbungen der letzten Jahre auf deren Eigentümergeschichte geprüft?

Befinden sich Objekte mit außereuropäischen Kontext in Ihrer Sammlung, deren Hintergrund Sie nicht vollständig kennen?

Wir unterstützen Sie bei der Spurensuche zur Herkunft ihrer Objekte.

Ein Erst-Check ermöglicht das Aufspüren von „verdächtigen“ Beständen oder kann Verdachtsmomente ausschließen. Kleinere Museen können dafür eine hundertprozentige Förderung durch die Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste (DZK) erhalten. Liegen bereits Erkenntnisse oder Hinweise auf Verdachtsmomente vor, so kann dies der Anlass für langfristige Projekte (1-3 Jahre) sein. Auch hierfür stellt das DZK, auch mit Unterstützung der Landesstelle für Museumswesen, Fördermöglichkeiten zur Verfügung.

Hier finden Sie die "Richtlinie für die Förderung von Projekten zur Provenienzforschung bei Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten.

Hier finden Sie die "Förderung der Provenienzforschung (NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut)"

Die Sächsische Landesstelle für Museumswesen bietet Ihnen folgende Unterstützung:

  • Erstberatung zum Thema Provenienzforschung und individuelle Projektberatung
  • Vermittlung von erfahrenen Provenienzforschern/forscherinnen in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (DZK) www.kulturgutverluste.de
  • Unterstützung bei der Antragstellung
  • finanzielle Förderung der Projekte in Partnerschaft mit dem DZK
  • Öffentlichkeitsarbeit und Schulungen zur Schärfung des Bewusstseins für die Notwendigkeit von Provenienzforschung

Ansprechpartnerin

Korinna Lorz
Tel.: +49 351 49143810
korinna.lorz@skd.museum
Sächsische Landesstelle für Museumswesen an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Schloßstraße 27 I 09111 Chemnitz I www.skd.museum

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